Filzen - was ist das?

Man unterscheidet Nass- und Trockenfilzen. Beiden gemeinsam ist, dass sich ungesponnene Wollfasern mit viel Geduld zu einem dichten "Stoff" verbinden.

 

Beim Trockenfilzen verwendet man dazu eine spezielle spitze Nadel ("Filznadel"), die Widerhaken hat, die dafür sorgen, dass sich bei jedem Einstechen in den "Wollhaufen" ein paar Fasern tiefer hineinschaffen. Mit viel Stichelei kann man so alle möglichen Figuren modellieren.

 

Beim Nassfilzen benetzt man die ausgelegten Wollfasern mit heißem Seifenwasser und sorgt für zarte Bewegung. Bei der Reibetechnik massiert man die Wolle ganz zart. Bei der Rolltechnik wird die Wolle z.B. auf einem Bambusrollo ausgelegt, mit heißer Seifenlauge besprengt und zusammengerollt. Die Rolle wird hin- und hergerollt. Nach einiger Zeit der Bearbeitung haben sich die Wollfasern verbunden und ein Stoff ist entstanden. Dieser wird jetzt noch durch "robustere" Bearbeitung verdichtet.

 

Was ist das Faszinierende daran?

Es ist immer wieder ein Wunder, wie sich lose Wollfasern zu einem dichten, festen, stabilen Gebilde verfilzen. Dabei sind der Gestaltungsfreude keine Grenzen gesetzt. Sogar dreidimensionale Gebilde (z.B. eine komplette Jacke) lassen sich ohne Naht herstellen!

  Weiterhin ist die Bandbreite der entstehenden Werke faszinierend: Viele denken bei "Filz" an grobe Panoffeln; nur wenige wissen, dass sich auch filigrane, transparente Stoffe, z.B. für Vorhänge  herstellen lassen. Sehr interessant ist auch die sog. Nuno-Technik, bei der Seidenstoff mit (wenig) Wolle befilzt wird.

 

Was macht beim (Nass-)Filzen Spaß?

Filzen ist ein sinnliches, erdiges Erlebnis: Die Wolle fühlt sich toll an, mal weich, mal grob, sie riecht (oft) nach Schaf, die Seifenlauge ist warm, die Hände gleiten über die seifige Wolle - das ist unheimlich schön! Das Arbeiten mit dem sich nach und nach verfestigenden Filz erfordert zunächst einen dosierten Krafteinsatz (eher Streicheln), gegen Ende des Filzprozesses kann es (bei größeren Teilen) richtig schweißtreibend und anstrengend werden!

Filzen dauert relativ lange - das schult die Geduld (puh - ist das immer noch nicht genug gewalkt?). Dabei gibt es immer wieder meditative Momente (wenn man nicht gerade mit anderen schwätzt...), in denen man ganz bei sich ankommt. Stress fällt von einem ab, Ruhe und eine angenehme Erschöpfung breiten sich aus. Insofern hat Filzen durchaus auch einen therapeutischen Charakter.

  Beim Filzen kann man durch die vielen Gestaltungsmöglichkeiten ungemein kreativ sein. Auch das führt dazu, dass man - gerade nach Stress - wieder zu sich kommt. Nachdem am Anfang oft Skepsis überwiegt (Dieser Haufen soll mal eine Blume werden?), stellt sich am Ende (fast immer) Stolz ein über die wunderschönen Ergebnisse der Arbeit der eigenen Hände!